Wie sieht ein zeitgemäßes, bürgerorientiertes Rathaus der Zukunft aus? Das Gifhorner Rathaus wurde schon vor gut 40 Jahren, im November 1984 fertiggestellt. Rechnet man die mehrjährige Planungs- und Bauzeit hinzu, entspricht der fast 9.000 Quadratmeter große Zweckbau den Regeln der Baukunst von vor 50 Jahren. Dämmung, Haustechnik oder Brandschutz, um nur einige Punkte zu nennen, sind Bereiche, in denen mittlerweile eine Reihe von teils gravierenden Mängeln vorliegen, die dringend angegangen werden müssen.
Darüber hinaus haben sich im Laufe eines halben Jahrhunderts nicht nur die Anforderungen an die Mitarbeitenden verändert, sondern auch das Selbstverständnis einer Verwaltung, für die heute explizit der Dienstleistungsgedanke im Vordergrund steht. Umgekehrt sind aber auch die Erwartungen der Menschen an eine funktionierende Verwaltung inzwischen andere.
Alles in allem führt darum an einer grundhaften und zukunftsorientieren Sanierung des Gebäudes aus Sicht der Fachleute deshalb kein Weg vorbei. Aufgrund der Komplexität des Projektes, so die aktuelle Einschätzung, wird für die Bauzeit sogar der Umzug des Rathauses in ein anderes Gebäude erwogen. Zu einem möglichen Ausweichquartier gibt es jedoch keinerlei konkrete Fakten, wie zu allen anderen Fragen auch, da sich das Sanierungsprojekt zu Beginn der sog. "Phase 0" befindet.
Diese Phase 0 ist der eigentlichen Planungsphase vorgeschaltet. Dabei werden die Bedarfe der Nutzerinnen und Nutzer ermittelt. Es geht zum Beispiel um den Bedarf an Arbeitsräumen und deren Ausstattung. Genauso werden aber auch Überlegungen zu möglichen Veränderungen in Bezug auf vorhandene/notwendige Strukturen, Arbeitsweisen und Prozesse - auch in Bezug auf räumliche Anforderungen - miteinbezogen. Fakt ist: Arbeitsprozesse werden sich in Zukunft verändern und damit auch die Bedürfnisse der Mitarbeitenden. Von daher spielen auch Überlegungen zu den Anforderungen und Bedingungen zukünftiger Arbeitsweisen eine große Rolle bei der Planung für ein Rathaus der Zukunft.
Schließlich steht ein Rathaus und die Beschäftigten in enger Beziehung zu den Bürgerinnen und Bürgern. Deshalb werden in dieser Phase auch Fragen thematisiert wie z.B. ob sich das zukünftige Rathaus mehr zur Stadt hin öffnen soll, etwa als Veranstaltungsort für Kultur und Gastronomie. Oder ob es sinnvoll sein könnte, eine räumliche Vertretung der städtischen Gesellschaften im Rathaus zu installieren.
Mit der Ausarbeitung der Phase 0 wurde nach einer öffentlichen Ausschreibung die Firma NEU Innovation aus Düsseldorf beauftragt. Das Projekt soll Ende des ersten Quartals 2025 abgeschlossen werden. Erst im Anschluss daran kann überhaupt erst eine bauliche Planung erfolgen.
Natürlich werden nicht nur die Mitarbeitenden eingebunden, sondern auch die Politik sowie die Bürgerinnen und Bürger. So stand die geplante Sanierung bereits auf der Tagesordnung der jüngsten Personalversammlung der Stadt. Der Verwaltungsausschuss wurde vor der Ausschreibung über die Maßnahme und der Rat der Stadt wurde am 5.09.2024 über die Vergabe in Kenntnis gesetzt.
Für die geplante Sanierung des Rathauses sollen entsprechende Förderprogramme in Anspruch genommen werden.
Unabhängig von der geplanten Rathaussanierung wird derzeit die Heizungsanlage des Rathauses erneuert. Die neue Gaskesselanlage geht in wenigen Wochen in Betrieb, eine ergänzende Wärmepumpe wird nun installiert. Die rund 40 Jahre alte Heizanlage konnte die Wärmeversorgung des Rathauses, des Ratsweinkellers und des Cardenap nicht mehr sicherstellen. Es bestand dringender Handlungsbedarf.
Foto; Janina Snatzke