Neubau der Hauptschule beauftragt
Es ist eines der größten Neubauprojekte in der Gifhorner Bildungslandschaft – der Auftrag zum Neubau einer neuen Hauptschule ist besiegelt. Heute Vormittag haben Johannes-Jürgen Laub, Gifhorns Erster Stadtrat (rechts im Bild), und Markus Kellner, Geschäftsführer der Depenbrock Partnering GmbH und Co. KG als Totalunternehmer, den Vertrag im Rathaus unterschrieben. Am 30. September 2026 sollen die neuen Gebäude bezogen werden.
Damit der engmaschige Terminkalender auch eingehalten werden kann, geht es noch in diesem Monat mit den ersten Bauarbeiten los. Für knapp 31 Millionen Euro entsteht in der Jägerstraße eine zukunftsfähige und moderne Hauptschule für rund 400 Schülerinnen und Schüler, die nicht nur aus Gifhorn kommen, sondern aus dem gesamten Landkreis. Schule und mehrere Fachbereiche der Verwaltung haben gemeinsam ein Raumprogramm erstellt, das sich am Lernhausprinzip orientiert, wie es nach der Schulbauhandreichung des Landes NRW vorgeschlagen wird (in Niedersachsen gibt es aktuelle keine gültige Schulbauhandreichung). Die Schule ist bedarfsgerecht auf die aktuellen baulichen und pädagogischen Rahmenbedingungen abgestellt.
Statt den früher üblichen „Flurschulen“, die sich rein nach der Vorgabe ausreichender Räumlichkeiten orientierten, sind die Gebäude nach sogenannten Lernhaus-Schulen konzipiert, die sich nach pädagogischen Anforderungen orientieren. So gibt es beispielsweise „Lerninseln nach dem Marktplatzprinzip“ und auch Toiletten an den Klassenräumen. Eine Lernhaus-Schule ist in Cluster aufgegliedert, die je nach Konzept in Jahrgänge oder nach Lernstand gegliedert sind. Weitere Funktionsräume, wie z.B. Differenzierungsräume, ergänzen das Raumkonzept. Die bauliche Umsetzung erfolgt auf Grundlage des pädagogischen Konzeptes.
Bürgermeister Matthias Nerlich betont die Bedeutung der neuen Hauptschule. „Mit der neuen Hauptschule investieren wir in unsere Zukunft. Wir dürfen nicht nur über akademische Berufe sprechen, uns fehlen auch die Leute im Handwerks- und Dienstleistungsbereich, da herrscht akuter Fachkräftemangel. Aber genau diese jungen Menschen werden auch in der Hauptschule ausgebildet. Deshalb ist es so wichtig, dass wir nicht einfach, wie teils gefordert, einen Zweckbau errichten, sondern eine Schule, die sich an einem neuen, zeitgemäßen Raum- und Unterrichtskonzept orientiert, in dem es Spaß macht, zu lernen. Die Lust zu lernen wird auch durch die Lernorte selbst bestimmt. Das ist Stand der Bildungsforschung und das ist auch das, was uns die Lehrerinnen und Lehrer vor Ort widerspiegeln.“
Für die Umsetzung dieses Projektes hatte die Stadt einen ganz neuen Weg eingeschlagen. Im Rahmen eines europaweiten Ausschreibungsverfahrens wurde ein Totalunternehmer gesucht, der die Schule plant und schlüsselfertig übergibt. Dem Verfahren war ein Teilnahmewettbewerb vorgeschaltet. Sieger des Verfahrens ist der Bieter Depenbrock Partnering GmbH & Co. KG, der im Rahmen eines EU-weiten Vergabeverfahrens gemäß den veröffentlichten Bewertungskriterien ausgewählt wurde und Rang 1 belegt.
„Der Vertrag beinhaltet auch einen Betreuungsvertrag über die reine Bauzeit hinaus“, erläutert Fachbereichsleiter Karsten Moritz. „Zum Beispiel wollen wir über zwei folgende Winter Heizung- und Klimaeinstellungen im Betrieb optimieren.“ Ohnehin entsteht der Neubau nach den neuesten Klimarichtlinien des Landes, was der Stadt auch schon Förderzusagen über eine Million Euro eingebracht hat. „Dabei haben wir sehr konservativ geplant“, so Stadtbaurat Oliver Bley. „Also ohne auf etwaige Fördermittel zu schauen. Darum freuen wir uns natürlich sehr, dass wir schon erste Förderungen erhalten können.“
Zur Vernetzung gehört auch zum Beispiel eine Photovoltaik-Anlage auf der noch neuen KiTa nebenan, die auch die Schule mit Energie versorgen wird. „Ein gutes Beispiel für Vernetzung und Synergien, die wir auch in anderen Bereichen an diesem Standort vorsehen“, freut sich Johannes-Jürgen Laub. Auch für ihn als ausgebildeten Pädagogen ist der moderne Schulneubau ein Meilenstein. „Bildungsqualität ist in Gifhorn hoch angesehen – und das ist noch einmal ein Riesenschritt in unserer Stadt.“ Laub unterzeichnete den Vertrag stellvertretend für Bürgermeister Matthias Nerlich, der wegen einer Erkrankung kurzfristig persönlich passen musste.
Nach der Vertragsunterzeichnung brachte Dr. Detlef Eichner freudestrahlend den Tag auf den Punkt. „Man muss kein Schuleiter sein, um sich über diesen Schulneubau von Herzen zu freuen.“
Die wichtigsten Fakten zum Projekt:
Anderthalb Jahre hat der Prozess gedauert, an dessen Ende der Stadtrat über den Siegerentwurf abgestimmt hat. Eine Jury, bestehend aus Vertretern der Politik, der Stadtverwaltung und des Schulrektors hatte aus drei zuvor ausgewählten Anbietern einstimmig den Sieger auserkoren. Sie befanden den Siegerentwurf als qualitativ überlegen, da er die gemeinsam erarbeiteten Vorgaben von Schule, Politik und Verwaltung an das Raumprogramm zu 100 Prozent erfülle.
Transparenz: Für die Stadt war es von Anfang an wichtig, das gesamte Verfahren absolut transparent zu gestalten und die Politik an jeder Stelle mitzunehmen.
Der Ablauf des Verfahrens im Einzelnen:
Nach dem öffentlichen Ratsbeschluss zur Errichtung einer Hauptschule am Sportzentrum Süd wurde im weiteren Verlauf die Beschaffung bzw. Vergabe des Bauprojektes öffentlich beraten und beschlossen:
Am 04.07.2022 folgte der Grundsatzbeschluss und am 12.12.2022 die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Für die Untersuchung der Wirtschaftlichkeit hat die Stadt eine externe Beratungsgesellschaft beauftragt.
Das Ergebnis dieses Prozesses war der Beschluss zur Vergabe der Totalunternehmerleistung. Das bedeutet Planung, Bau, Betriebs- und Finanzierungsleistung aus einer Hand, also sozusagen ein schlüsselfertiges Projekt.
Das Vergabeverfahren:
Das Vergabeverfahren war ein Verhandlungsverfahren mit einem vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb.
Die einzelnen Schritte des Verfahrens (zusammengefasst):
- Firmen konnten sich für das Projekt öffentlich bewerben.
- Es fand eine Auswertung nach vorher festgelegten Kriterien statt, welche Firmen zum Wettbewerb zugelassen werden.
- Nach der Leistungsbeschreibung der Stadt Gifhorn haben die zugelassenen Bieter einen ersten Entwurf gefertigt.
- In der Verwaltungsvorlage vom 04.07.2022 wurde beschlossen, eine Planungsgruppe aus Vertretern der Politik, der Verwaltung und der Schulleitung der Hauptschule einzurichten. Alle Mitglieder konnten sich während des gesamten Prozesses beteiligen und einbringen.
- Vor der Abgabe eines finalen Angebotes wurden die Entwürfe erläutert und gemeinschaftlich optimiert.
- Für die Auswertung der finalen Angebote ist am 03.07.2023 im Rahmen des Eckwertebeschlusses zum Wettbewerb eine Jury gebildet worden. Diese setzt sich aus jeweils 3 Personen aus Politik und Verwaltung und dem Rektor der Freiherr-vom-Stein-Schule zusammen. Die Jury hat anhand der Bewertungsmatrix, die die Planungsgruppe beschlossen hat, den Sieger ermittelt.
Das gesamte Verfahren wurde juristisch begleitet. Wie in anderen Vergabeverfahren auch, ist es aus vergaberechtlicher Sicht nicht zulässig, während des gesamten Prozesses Zwischenstände mitzuteilen.
Detaillierter Planungsprozess und Kostentransparenz:
Um eine Bewertung durch die Jury durchführen zu können, liegen von allen Bietern komplette Entwurfsplanungen, technische Beschreibungen, Planungen der Außenanlagen und des Umfeldes und Berechnungen der technischen Anlagen vor.
Die finalen Angebote beinhalten neben vorgenannter Planunterlagen selbstverständlich auch verbindliche Angebotssummen – als Pauschalfestpreis.
Fazit: Die Leistung ist bekannt, sie ist bewertet worden und es ist ein Ergebnis unter intensiver Beteiligung der Politik zustande gekommen.
Zuletzt prüfte die Kommunalaufsicht das Vergabeverfahren und hatte nichts zu beanstanden. Aktualisierte Unterlagen wurden auf Wunsch ergänzt.
Die finanziellen Auswirkungen:
Aufgrund des besonderen Verfahrens wird bereits zur Beauftragung des Totalunternehmers die volle Auftragssumme benötigt. Der Geldfluss erfolgt nach festgelegtem Finanzierungsplan und endet mit der letzten Zahlung nach Inbetriebnahme im Herbst 2026.
Dazu wurden bereits vor dem Vorliegen der finalen Angebote über eine Eilentscheidung zusätzlich 5.483.000 € aus teilweise verschobenen Projekten bereitgestellt.
Alle Projekte, die in der Planung der Stadt Gifhorn in den kommenden Jahren vorgesehen sind, werden weiterhin uneingeschränkt umgesetzt.
Förderung durch die Kreisschulbaukasse:
Eine finale Bearbeitung durch den Landkreis konnte aufgrund des besonderen Vergabeverfahrens noch nicht stattfinden. Für die Bearbeitung und Prüfung durch den Landkreis hat die Stadt Gifhorn die Unterlagen des finalen beschlossenen Angebotes an den Landkreis übergeben. Dieses konnte erst nach dem Ratsbeschluss erfolgen. Die Zuwendungen betragen gemäß der Satzung 70% für den Sekundarbereich (weiterführende Schulen).
Weitere Fördermaßnahmen wurden beantragt. Bewilligt wurden bereits ein Zuschuss von einer Million Euro aus dem KfW-Programm „Klimafreundlicher Neubau von Nichtwohngebäuden in Kommunen“.