Welche Regeln es dafür gibt
In Deutschlands (Vor-) Gärten wird ein Trend immer präsenter: der Schottergarten. Die Gründe, weshalb sich Hausbesitzer vermehrt für diese graue Variante der Gartengestaltung entscheiden, sind divers. Viele erhoffen sich einen geringeren Pflegeaufwand oder geringere Kosten.
Aber was ist überhaupt ein Schottergarten?
Im Allgemeinen ist ein Schottergarten gestalterisch von dunklen und kantigen Steinen geprägt. Der Unterschied zu anderen Steingartenformen liegt darin, dass unter einem Schottergarten eine Folie oder ein Vlies zur Abdichtung verlegt wird. Durch diese Abdeckung mit einer undurchlässigen Auflage sind Schottergärten als versiegelte Fläche zu betrachten. Pflanzen kommen in einem Schottergarten nur vereinzelt vor.
Problematik
Das Anlegen eines Schottergartens bringt hinsichtlich des Klima- und Umweltschutzes sowie der Wohn- und Aufenthaltsqualität erhebliche Nachteile mit sich, über die wir an dieser Stelle gerne aufklären würden.
Temperatursteigerung
Durch die charakteristischen Steine eines Schottergartens wird die Luft, die den Schottergarten umgibt, nicht abgekühlt und insbesondere in der Nacht zusätzlich erwärmt. Dies stellt insbesondere in Anbetracht der immer heißer werdenden Sommer eine erhebliche Einschränkung der Klimaanpassung und der Wohnqualität dar.
Reduzierung der Luftqualität
Durch fehlende Pflanzen in einem Schottergarten werden Feinstaubpartikel häufig nicht aus der Luft gefiltert, wodurch die Luftqualität reduziert wird. Außerdem reichern sich Staub und Stickstoffdioxid in der Umgebungsluft an.
Gefährdung der Artenvielfalt
Insekten und Kleinlebewesen finden in einem Schottergarten häufig weder Nahrung noch Unterschlupf, wodurch ein Schottergarten keinen Lebensraum für wichtige Nützlinge darstellt. Des Weiteren werden durch die Erhitzung der Steine regelrechte Todeszonen für alles Lebendige geschaffen.
Verhinderung der Wasserversickerung
Durch die Versiegelung der Fläche können Niederschläge nicht versickern und befördern damit die Gefahr von Überschwemmungen. So kann bei Starkregenereignissen die Kanalisation überfüllt oder Keller überflutet werden.
Erhöhung des Pflegeaufwands
Häufig werden Schottergärten in der Hoffnung angelegt, dass diese einen geringeren Pflegeaufwand mit sich brächten. Dem ist jedoch nicht so, da die Steine durch Witterung Verfärbungen und Algen ansetzen, die regelmäßig gereinigt werden sollten. Des Weiteren müssen Folie oder Vlies alle drei bis zehn Jahre ausgetauscht werden. Hinzu kommt, dass ein gewisses Unkrautwachstum trotz der Bodenabdeckung möglich ist.
Lärmverstärkung
Der Schotter reflektiert nicht nur Sonnenstrahlung, sondern ebenfalls Schallwellen, sodass Straßenlärm verstärkt wird und ein geringerer Schallschutz besteht.
Vorteile eines bepflanzten (Vor-)Garten. Ein bepflanzter (Vor-) Garten bietet im Gegensatz zu Schottergärten eine Vielzahl an Vorteilen, die sich positiv auf das Wohnklima und die Artenvielfalt auswirken.
Positiver Einfluss auf die Biodiversität
Die Pflanzen in einem Garten können Nahrungsmöglichkeit für diverse Arten sowie Unterschlupf bieten. Im Gegenzug sorgen die Nützlinge für die Bestäubung unserer Nutz- und Zierpflanzen.
Versickerung der Niederschläge wird ermöglicht
Begrünte Gärten ermöglichen eine Versickerung von Wassermengen in erhöhtem Maße. So können die Grundwasserspeicher, die aufgrund von Änderungen durch den Klimawandel immer weiter gefährdet werden, aufgefüllt werden
Erhöhung der Luftqualität
Im Gegensatz zu Schottergärten bieten bepflanzte Gärten eine Verbesserung der Luftqualität durch die Produktion von Sauerstoff. Des Weiteren wirken Pflanzen wie natürliche Filter, die die Luft von Feinstaub und Rußpartikeln säubern.
Abkühlung der Umgebung
Pflanzen sorgen durch Verdunstung und Beschattung für eine Abkühlung der Luft, was in den künftig immer wärmer werdenden Sommern einen großen Vorteil bietet. An heißen Tagen kann es unter einem Baum bis zu 15°C kühler sein als in der Umgebung. Pflanzen können insbesondere in besonders warmen Nächten die Hauswände kühlen, für ein angenehmeres Mikroklima sorgen und so die Wohnqualität und das persönliche Wohlbefinden aufwerten.
Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Niedersachsen
Am 17.01.2023 hat das Oberverwaltungsgericht Niedersachsen den Antrag auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichtes Hannover abgelehnt, mit dem dieses die Klage eines Eigentümers eines mit einem Einfamilienhaus bebauten Grundstückes gegen eine auf die Beseitigung von Kies aus zwei Beeten gerichtete bauaufsichtliche Verfügung der Stadt Diepholz abgewiesen hat.
Der Beschluss des OVG Niedersachsen sieht vor, dass die niedersächsischen Bauaufsichtsbehörden die Beseitigung von Schottergärten anordnen können.
Im Beschluss wird § 9 Abs. 2 NBauO angeführt, der besagt, dass nicht überbaute Flächen der Baugrundstücke Grünflächen sein müssen soweit sie nicht für eine andere zulässige Nutzung erforderlich sind.
Das OVG beschließt, dass Grünflächen geprägt durch naturbelassene oder angelegte mit Pflanzen bewachsene Flächen sind, die einen grünen „Charakter aufweisen“. Für die Beurteilung, ob es sich bei einer angelegten Fläche um eine Grünfläche handelt, muss eine Einzelbetrachtung vorgenommen werden, wobei das Gesamtbild zu betrachten ist – eine mathematisch-schematische Betrachtung verbietet sich hierbei. Der Beschluss führt außerdem an, dass Steinelemente auf Grünflächen nicht ausgeschlossen seien, solange sie sich dem Bewuchs dienend zu- und unterordnen.
Was ist Mineralmulch?
Mineralische Mulchmaterialien bestehen aus anorganischen, kristallinen, nichtmetallischen Bestandteilen, wie beispielsweise Quarz, Schiefer, Muscheln oder Lava. Im Gegensatz zu organischem Mulch ist Mineralmulch nicht brennbar und ähnelt optisch Schotter, bringt jedoch gänzlich andere Funktionen mit.
Zum einen kann durch den Einsatz von mineralischem Mulch die künstliche Bewässerung reduziert werden, da Mineralmulch die Austrocknung der Pflanzflächen verhindert, wodurch Pflegeaufwand, Unterhaltungskosten und der Wasserverbrauch minimiert werden. Außerdem kann durch Mineralmulch die Ausbreitung unerwünschter dominanter Arten unterbunden und die Fläche vor Frost, Austrocknung, Erosion und Verschlammung geschützt werden.
Gegenüber organischen Materialien, wie beispielsweise Rindenmulch, bietet Mineralmulch den Vorteil, dass dieser nicht verrottet oder den Boden durch Stickstoffentzug versauert.
Dennoch ist im Einzelfall zu entscheiden, welches Pflanzsubstrat sich am ehesten für die Flächen eignet.
Nähere Informationen gibt es gebündelt hier: ➔ Nachhaltige Gartengestaltung
Leonie Hunkert
Klimaschutzmanagerin
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